Kategorie: Session

1. Session: Atem – Mitte – Innehalten

Offene Weite
Offene Weite

Der Atem ist dein direktester Zugang zu dir selbst. Die Luft gibt dir unmittelbar Lebenskraft. Der Rhythmus ist unwillkürlich, solange du ihn nicht beeinflusst. Wenn du eine Weile bewusst auf ihn achtest, machst du aus dem körperlichen Vorgang eine geistig-seelische Übung. Schon in Ruhe das regelmäßige Ein- und Ausatmen einfach wahrzunehmen, vertieft und beruhigt den Rhythmus.

Im Alltag kann dir bewusstes Durchatmen in vielen Situationen eine Hilfe sein. Jemand oder etwas wird dir zu viel, dann nimmst du drei tiefe Atemzüge lang Abstand davon. Du verschaffst dir Luft, eine L ü c k e in der Alltags-Trance. Damit erzeugst du in dir einen Moment innerer Souveränität. Der ermöglicht dir, selbstbestimmt auf Herausforderungen einzugehen, anstatt reflexartig zu reagieren.

Mit bewusstem Atmen leitest du geistig-seelische Tiefen-Erfahrungen ein. Da reicht eine Minute, um durchzuatmen und in deine Mitte zu kommen. Du hältst inne, um dich zu beruhigen und zu erfrischen.

Für einen tiefer gehenden und nachhaltigen inneren Wandel empfehle ich regelmäßiges Meditieren von längerer Dauer.

Ich schätze, dafür habe ich keine Zeit.

Das verstehe ich und möchte doch auf einen Zusammenhang hinweisen. In der griechischen und der hebräischen Sprache bedeutet „Luft“ gleichzeitig „Geist“. Der Atem des Geistes bekommt Luft nicht im physischen Sinne, sondern als einen belebenden Hauch geistiger Frische. Das zu erleben führt in die Stille, in offene Weite, zum Inneren Licht.

Wieviel Zeit brauchen wir für unser Aussehen? Durch das Üben in der Stille entsteht eine innere Schönheit und Güte, die ausstrahlt. Es gibt keine festgelegten Formen und Zeiten zum Meditieren. Es kommt nur auf die Versenkung in die Stille an. Jeder macht schließlich mal Feierabend. Das Buch enthält Anleitungen als Hilfe, eigene Wege zu probieren.

2. Session: Im Körper präsent mit allen Sinnen

Toskanischer Garten
Toskanischer Garten

Im Körper hat unsere Lebendigkeit ihr Zuhause. Darin nimmst du dich selbst wahr, wirklich w a h r , denn der Körper kann nicht lügen.

Wir behandeln Leib und Sinne oftmals als zweckdienliche Funktionen. Sie sind aber viel mehr. Sie sind beseelt und voller Geist und Sinn.

Jetzt werdet mal etwas konkreter!

Das Herz ist nicht nur eine Pumpe. Du nimmst dir etwas zu Herzen. Du zeigst Rückgrat, bist aufrecht. Im Hirn leuchtet dir etwas ein. So geht es weiter den ganzen Körper durch.

Auch die Sinne führen zum Sinn. Du guckst nicht nur, sondern suchst den Durchblick. Du hochst auf die Zwischentöne und entnimmst daraus, wie es anderen geht. Du fühlst mit ihnen. Deine Spürnase erschnuppert intuitiv, ob da etwas faul ist, oder ob eine gute Sache frischen Wind bringt und nach Verheißung duftet. Du achtest in vieler Hinsicht auf guten Geschmack.

Ein Bewusstsein, dafür, was dein Körper mitteilt und wache Sinne erzeugen eine gute Präsenz. Dafür zeigen wir im Buch einfache Übungen.

3. Session: Geistesgegenwärtig im Hier und Jetzt

Nur in DIESEM Moment an DIESEM Ort lebst du wirklich.

Entscheidungen, zu sprechen oder zu schweigen, zu handeln oder es bleiben zu lassen, kannst du nur im HIER UND JETZT durchführen.

hier und jetzt

Dein Körper ist auf jeden Fall anwesend. Das Denken kann in die Vergangenheit zurück gehen oder der Zukunft vorgreifen. Von Gefühlen gefärbte Erinnerungen, Sehnsüchte und Träume können dich an einen anderen Ort versetzen. Um wieder im Hier und Jetzt zu sein, brauchst du nur zum Körper und zu den Sinnen zurückzukehren.

Wenn das so einfach ist, frage ich mich, warum es mir dann oft so schwer fällt.

Tatsächlich ist es überhaupt nicht einfach, sondern vierfach!

Wo du gerade bist, kann es dich in zwei Richtungen ziehen, nach außen und nach innen. Du kannst damit im Einklang sein, was du im Außen erfährst und unternimmst –und wie du innerlich dazu stehst – oder du magst es nicht und bist zwischen beidem im Konflikt.

Auf der Zeitlinie kann es dich vorwärts in die Zukunft ziehen und rückwärts in die Vergangenheit. Je stärker Gefühle dazu sind, desto stärker ist der Sog in die eine oder andere Richtung.

Diese vier Richtungen auf der Raumachse und der Zeitachse nennen wir

das Kreuz der Wirklichkeit (nach Rosenstock-Huessy, Soziologie I).

Das ist ein starkes Spannungsfeld! Wie kann ich damit umgehen?

Du könntest auf fünf Blätter schreiben:

  • Was dich aus der Vergangenheit noch stark bestimmt,
  • welche Erwartungen du für die Zukunft hast,
  • wie es dir mit deinen äußeren Lebensbedingungen geht und
  • wie du innerlich gestimmt bist.
  • Wenn du das intensiv und ausführlich tust und ehrlich zu dir bist, kannst du herausfinden, was für dich die Mitte von Allem ist. Dann weißt du hier und jetzt, was du wirklich willst. Das kommt auf das fünfte Blatt.

4. Session: Liebe!


Bildtitel: Die Stimme aus dem Feuer

Ich finde es schwierig, von Liebe zu reden. Das Wort wird so oft missbraucht. Können wir anders ausdrücken, was mit Lieben gemeint ist?

Erich Fromm nennt vier Grundhaltungen reifer Liebe: Fürsorglichkeit, Verantwortungsgefühl, Achtung vor dem anderen – und die Erkenntnis.

Die ersten drei leuchten mir ein. Was hat Erkenntnis mit Liebe zu tun?

Wenn Menschen tiefes Vertrauen zueinander gewonnen haben, möchten sie in ihrer Ganzheit, mit ihren Licht- und Schattenseiten wahrgenommen werden. In dir melden sich bisher verborgene Wünsche , die du der Liebe deiner Nächsten zumutest. Du vertraust ihnen, dass sie verstehen, warum sie dir wichtig sind. Du lässt aber auch Schwachpunkte erkennen, deren du dich schämst und trotzdem geliebt werden möchtest.

Zu lieben bedeutet, jemanden zu mögen, obwohl man ihn kennt.

Albert Schweitzer geht über den Umkreis unserer Nächsten hinaus; der umfasst die „Ehrfurcht vor dem Leben“. Bei ihm weitet sich Liebe zu den unbekannten Menschen auf dem ganzen Planeten, besonders zu den Leidenden. Er wurde Arzt in Afrika. Gleichzeitig trat er für eine Ethik der Vernunft des Herzens ein, die auch den Tieren und allem Lebendigen gilt. Diese Worte von ihm können den notwendigen Wandel einleiten:

Ein schlichter Wegbereiter dieser Renaissance der Ethik möchte ich sein und den Glauben an die neue Menschheit als einen Feuerbrand in unsere dunkle Zeit hinein schleudern.“

Schweizer, A. (1923): Kulturphilosophie: Vorrede. Kultur und Ethik.

5. Session: Selbst-Erkenntnis

Hier folgen wir der Orientierung im Kreuz der Wirklichkeit mit der Raum- und der Zeitachse. Wir erleben die Außenwelt und fragen uns, ob sie mit unseren inneren Wünschen im Einklang oder im Konflikt ist. Gleichzeitig sind wir von der Vergangenheit geprägt und erstreben Ziele in der Zukunft.

Würde und Schmerz
Würde und Schmerz

Im Außen stelle ich fest, dass mein Lebensstil zwar dem bürgerlichen Mittelstand angemessen ist, aber nicht dem notwendigen Naturschutz, der globalen Gerechtigkeit und der Friedensordnung. Ich lese über die Klima-Erwärmung, wieviel es kosten wird, sie zu bremsen.

Das finde ich schon im Ansatz falsch. Es kommt darauf an, materiell von fast Allem weniger zu haben oder zu begehren. Nur dann brauchen wir weniger Rohstoffe und vergiften nicht mehr unsere Lebensgrundlagen. Das kostet weniger! Zeit-Wohlstand ist der neue Lebensstandard!

Aus der Vergangenheit bin ich von Grundannahmen geprägt, die in Familie und in der Gesellschaft als normal galten. „Leiste viel, dann kannst du dir auch viel leisten!“ – „Wettbewerb und Konkurrenz sind notwendig für erfolgreiches Wirtschaften!“. Daraus folgt: Sich vergleichen mit dem Lebensstandard anderer erzeugt ein Gefühl von Mangel. Wer etwas besitzt, strebt nach Sicherung des Erreichten, oft gegenüber anderen. Diese Grundannahmen erzeugen Stress und Unfrieden.

Für die Zukunft erkläre ich die alten Maximen ganz klar für ungültig und nehme ihnen die Macht über mich. An die Stelle treten eine gesunde Tüchtigkeit für das Allgemeinwohl, solidarische und faire Zusammenarbeit, ein bescheidener Lebensstil und friedliches Aushandeln der Interessen.

Die Entwicklung einer ethisch integren, mitfühlenden Persönlichkeit und Entfaltung inneren Reichtums ist das wirklich Erstrebenswerte. Darin besteht die Ich-Revolution. Damit geschieht ein System-Wechsel.

Werden genügend Mitmenschen rechtzeitig mitmachen?

6. Session: Wo um Himmels willen ist die Notbremse?

Vogel Phoenix in der Öllache

Die Megamaschine der globalisierten Industriegesellschaft rast auf den Abgrund zu. Sie ist angetrieben vom Zwang, wachsen zu müssen und einer fixen Idee von Fortschritt, dass alles schneller und komfortabler werden müsse. Sie verschlingt Rohstoffe und vergiftet die Lebensgrundlagen. Dahinter stecken Geldgier und erpresserische Macht, gestützt von furchtbaren Waffen, die alles Leben bedrohen.

Der Einbau einer Notbremse ist im System der Megamaschine nicht vorgesehen.

Die einzige Notbremse ist in uns selbst.

Wie soll die bitteschön wirken?

Erst wenn wir nicht mehr leugnen und verdrängen, dass unsere Zivilisation sonst untergeht, werden wir bremsen wollen. Die Ich-Revolution geht mit der wahrheitsgemäßen Beobachtung und Ein-schätzung der Gefahren einher. Genaueres besprechen wir im Buch.

Vor fast 50 Jahren erschien das Buch „Die Grenzen des Wachstums“. Trotz besseren Wissens ging die Entwicklung in die falsche Richtung.

Es ist höchste Zeit, dass wir endlich glauben, was wir wissen. Dann fangen wir an, anders zu handeln. Eine Ich-Revolution lässt uns die Reihenfolge unserer Werte umkehren. Dann hat ethischer Fortschritt Vorrang vor technologischem, Zusammenarbeit vor Wettbewerb, Fairness vor der Macht der Durchsetzung, und Zeit-Wohlstand ist uns wichtiger als materieller.

Wenn viele von uns diese Reihenfolge in praktisches Handeln und bewussten Verzicht umsetzen, bekommen Industrie und Wirtschaft nur noch eine dienende Funktion. Wenn Umwelt-, Friedens- und für soziale Gerechtigkeit arbeitende Vereinigungen sich vernetzen und zu einer großen Bewegung werden, können wir bremsen und umsteuern, was uns bisher beherrscht und in den Abgrund zu reißen droht.

7. Session: Auswandern in die Zukunft

Mit Auswandern kann tatsächlich ein Ortswechsel gemeint sein. Es kann aber auch bedeuten, die üblichen Wege zu verlassen und Grenzen zu überschreiten, die wichtige Dinge im Leben bisher geregelt haben.

In welche Richtung soll es denn gehen?

Herzen schlagen für die Zukunft
Herzen schlagen für die Zukunft

Es soll dahin führen, dass die Verhältnisse ins Gleichgewicht kommen, zum Beispiel zwischen Großstädtern und Land-Bevölkerung. Wir wünschen uns für die Dörfer mehr Vielfalt und Kultur und für die Städte mehr Ruhe und grüne Gärten mit Nähe zu allem Lebendigen.

Bedeutende Anfänge in diese Richtung sind die Ökodörfer. Wenn Städter aufs Land ziehen, um Ökodörfer zu gründen, ist das eine echte Auswanderung. Wenn es mehr werden, entstehen Lücken in den über-füllten Städten, und die ausgedünnten ländlichen Gebiete werden bereichert mit Menschen und neuen Ideen.

Auch in den Städten tut sich etwas. Von Mieterhöhungen Betroffene schließen sich genossenschaftlich zusammen und finanzieren und bauen Mietshäuser, die dem kommerziellen Immobilien-Markt entzogen sind. Dabei hilft ihnen das Mietshäuser-Syndikat.

Mittler zwischen Stadt und Land sind die Genossenschaften der Solidarischen Landwirtschaft. Sie sind eine Alternative zur industriellen Nahrungsmittel-Produktion, die die Böden auslaugt und vergiftet, Tiere in Massen-Tierhaltung quält und die Artenvielfalt dezimiert.

Leider sind eure Beispiele bisher nur sehr kleine Nischen.

Wenn mehr und mehr Menschen aufwachen und „auswandern“, bekommen diese und weitere Gemeinschaften starke Anziehungskraft. Miteinander vernetzt werden sie zu einer großen Bewegung.

Im Film „Tomorrow – die Welt ist voller Lösungen“, im Buch und im Internet findet ihr viele weitere aktive Gruppen.

8. Session: Wie der Menschenmensch

Meint ihr damit Jesus? Also, ich bin längst nicht mehr religiös, so wie die meisten. Wollt ihr euch etwa in die religiöse Nische klemmen?

Ganz im Gegenteil. Wir sind als moderne Menschen neu für ihn begeistert. Sein leuchtendes Vorbild für Menschsein ist uns bedeutend genug, um es aus den Grenzen der christlichen Konfessionen zu befreien. Er hat zwar vor 2000 Jahren gelebt, aber seine Lehre ist immer noch zukunftsträchtig und sein Geist ist lebendig.

Er sah sie der Reihe nach an

Das mag sein, aber worauf wollt ihr hinaus?

Was wir heute brauchen ist eine Ich-Revolution, eine Umkehr. Zu der ruft Jesus auf und nennt sie „Metanoia“. Das ist altgriechisch und bedeutet, das eigene Verständnis auf die Meta-Ebene, auf eine höhere, bedeutsamere Ebene zu heben. Das ist heute nötig.

Kurz gesagt, ist die heutige Grundeinstellung materialistisch.

Schon sein Satz: „Geben macht glücklicher als Nehmen“ hebt uns auf die höhere Ebene. Er ist einfach und wahr und kann unsere ganze Lebens-weise revolutionieren. In der Bergpredigt kannst du noch mehr davon lesen. Sie ist die Magna Charta des wahren Menschseins.

Seinen Lehren zu folgen und so zu handeln, fördert ein gutes Leben. Das ist für viele Menschen auf unserem Planeten immer noch Zukunft.

Er selbst und viele andere nach ihm, die seiner Wahrheit und seinem Beispiel folgen, stoßen auf großen Widerstand, oft voll tödlichem Hass. Das ist bis heute so. Aber die Widersacher siegen immer nur für kurze Zeit, dann landen sie auf dem Schrottplatz der Geschichte.

Aktuell sagte ein Mitstreiter von Julien Assange: „Das Ideal der Wahrheit ist auf Dauer mächtiger als das Imperium“ – Das ist für mich ganz im Geiste des Jesus von Nazareth.

9. Session: „ …und der Geist wirkt doch!“

Dazu erzähle ich euch das Tee-Gleichnis: Getrocknete Kamillen-Blüten sind Materie zum Anfassen. Ihr Aroma ist viel feinstofflicher; in der Atemluft sind wenige Moleküle. Der Bauplan der Pflanze enthält die Reihenfolge der vier Bauelemente in der Doppel-Helix. Diese Reihenfolge ist bereits reiner Geist. Der Geist baut die Materie!

Es ist ein liebevoller, heilender Geist, denn er enthält im Bauplan der Kamille die Kraft, Entzündungen zu heilen. Das ist ein Gleichnis für den Universellen Geist der Liebe.


Hier öffnet sich eine Pforte

Das Urvertrauen in diesen Spirit beseelte die großen Lichtgestalten der Menschheitsgeschichte, wie Moses, Buddha, Laotse und Jesus.

In der neueren Geschichte traten weitere auf, immer dann, wenn die Verhältnisse unerträglich waren. Hier nenne ich z. B. Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Oskar Romero und Nelson Mandela.

Ihr Geist, ihr Bewusstsein, für das wahre Leben einzutreten, ließ sie reden und handeln. Dafür ließen sie ihr persönliches Einzel-Geschick hinter sich. Sie nahmen Gefangenschaft und Tod bewusst in Kauf. So sind ihre Namen ins Bewusstsein der gesamten Menschheit eingeprägt.

Zwölf Kräfte des Geistes sind mir durch sie für die Ich-Revolution eingefallen:

Liebe – Weitsicht, Klugheit und Kreativität – Begeisterung und Charisma – Bereitschaft, zu verzichten – Wahrhaftigkeit – Leidenschaft für Gerechtigkeit – aktive Friedensliebe – hilfsbereites Mitgefühl – Freiheits-Streben – Selbst-Erkenntnis als Impuls zur Umkehr – Bereitschaft, zu vergeben – Zuversicht und Humor.

Die gute Nachricht für Gläubige ist: Sie können den Geist, der diese Gaben verleiht, im Gebet herbeirufen!

Und die gute Nachricht für Skeptiker: Sie können sich meditierend auf diese Geisteshaltungen einstimmen. Okay, ich habe verstanden!